Wladimir Majakowski †

An Alle                                                                                [Moskau, 12, April 1930]

Die Tatsache, daß ich aus dem Leben scheide, sollt Ihr niemandem zum Vorwurf und, bitte, keineswegs zum Gegenstand von Klatschereien machen. Der Verstorbene hat dies ganz entsetzlich nicht gemocht.
Mama, Schwestern und Genossen, verzeiht mir — das ist keine Art (und ich rate andern davon ab), aber ich habe keinen Ausweg mehr.
Lilja, liebe mich.
Genosse Regierung, meine Familie sind : Lilja Brick, meine Mama, die Schwestern und Veronika Witoldowna Polonskaja.
Wenn Du ihnen ein erträgliches Leben bereiten magst, sage ich Dank.
Begonnene Gedichte sind den Bricks zu übergeben, sie werden sich darin zurechtfinden.

Der Zwischenfall ist,
                               wie man sagt,
                                                    bereinigt;
das Liebesboot
                        mußte am Dasein zerbrechen.
Bin quitt mit dem Leben.
                                    Unnütz und peinlich,
von wechselseitiger
                             Kränkung
                                            zu sprechen.
Laßt, die ihr bleibt, es euch gut gehen.
                                                         Wladimir Majakowski

12/IV—30

Genossen von der WAPP, haltet mich nicht für kleinmütig. Im Ernst, da ist nichts zu machen.
Gruß.
Sagt dem Jermilow, es sei schade, daß ich meinen Wandspruch hab fallen lassen, ich hätte diesen Raufhandel bis zum Schluß durchstehn sollen.
                                                                                                                                   W.M.
In meiner Tischlade liegen 2000 Rubel; tilgt damit meine Steuerschuld. Den Rest behebt beim Staatsverlag.
                                                                                                                                   W.M.

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