Jakob Haringer

1926

Prolog zum Sterben

... So dir
Auch Vögel zwitschern, Herbstblumen und Mai erglühn —
Freund, wie arm dies alles — Der Freuden
Göttlichste ist ein Menschenherz. Ach das war
Das alte Lied, du liebst mich noch ... schöne Kinderchen mit Lauten,
Purzeln über die märzlichen Anlagen. Ein Hirte
Der Ziegen seine Sorgen anvertraut; vertönt
Das letzte Gold eines Knabenhimmels. Im Sarg
Schläfst du vorm Haus der untreuen Liebsten,
Herbstlich zittert´s letzte Gesträuch wie ein Menschenherz ohne Trost und Tag
Das Eismeer der Narrnis erfriert dich Verbrannter
Es ist keine Stunde mehr, wo du der ganzen Welt verzeihst
Und silbernes Flüstern eines verlorenen Paradieses, der
Liebe letztes Lebewohl. Es nebelt —
Erst am Abend funkeln Lichtlein auf —
In den Stunden des Glückes hast du Genossen und Frauen,
In den Gewittern des Narrens weinst du
Verzweifelnd allein

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