Ein Dosenfisch stürzt sich lachend ins offne Meer
oder
Die Welt will dir ein Rätsel sein, sie schleudert dich herum
oder
Eben noch lustig,
jetzt schon fort

Sven Regener - 9 Liedtexte

Mach das Licht aus, wenn du gehst

Den Kragen hat er umgedreht, den Rücken hält er krumm
Dein Priester will Schamane sein und du weißt nicht warum
Und er saugt
An einem seltsam Rauchgerät
Deine Beichte hört er trotzdem an
Und lacht an Stellen, wo du´s nicht verstehst
Mach das Licht aus, wenn du gehst

Die Haare trägt er feminin, und dich hält er für dumm
Dein Nachbar will ein Einstein sein und du weißt nicht warum
Und er sägt
Auf einer kratzig Violin
Deine Klagen hört er trotzdem an
Und lacht an Stellen, wo du´s nicht verstehst
Mach das Licht aus, wenn du gehst
Und dreh dich nicht um

Dein Auto ist ein Wartesaal
Dein Dackel ist ein Pferd
Und es regnet immer dort, wo du grad stehst
Dein Teddybär ist
Plötzlich stumm
Dein Geld ist nichts mehr wert
Und die Halme schrein, wenn du den Rasen mähst
Mach das Licht aus, wenn du gehst

Nichts ist, wie es früher war, und dir ist egal warum
Die Welt will dir ein Rätsel sein, sie schleudert dich herum
Und du schlägst
Mit einem mächtig Flügelpaar
Deine Stimme hört jetzt keiner mehr
Und du lachst an Stellen, wo du´s nicht verstehst
Mach das Licht aus, wenn du gehst
Und dreh dich nicht um

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Wahr und gut und schön

Schöne Menschen, wo du immer hinsiehst
Und strahlende Gesichter
Auf dem Männerklo
Selbst die Gullis dampfen
Genauso wie im Film
Und das willst du nicht sehn

Körper, die sich selber täglich quälen
Immer schwitzend, immer Durst
Und kein Gramm Fett zuviel
Der Teufel ist ein Eichhörnchen
Er lebt im Zölibat
Und hat immer einen stehn
Wahr und gut und schön

Du weißt nicht, daß du immer alles falsch machst
Mädchen werden in der Mitte
Und Jungs am Bäuchlein naß
Brüste fest und aufrecht
Die Kettensäge kreischt
Laß dich bloß nicht gehn
Wahr und gut und schön

Schöne Menschen, wo du immer hinsiehst
Und strahlende Gesichter
Auf dem Männerklo
Selbst die Gullis dampfen
Genauso wie im Film
Und du mußt gehn
Wahr und gut und schön

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Vier Stunden vor Elbe 1 (für Helga Feddersen)

Drüben am Horizont verschwindet eine Landschaft
Ein Schnitt in die Brust ist der Abschied, doch diesmal fällt er aus
Ich will mehr für dich sein als eine Schleusenbekanntschaft
Diesmal, mein Herz, diesmal fährst du mit

Sieh doch, wie tausende von Möwen nach Abfall gieren
Ein Schritt nur, vor uns ist die See, dahinter liegt New York
Ein Schaum sprüht frech zu uns herauf, wie von tausend Bieren
Diesmal, mein Herz, diesmal fährst du mit

Wird dir auch schlecht, über die Reling halte ich dich gerne
Ein Ritt auf tausend Tonnen Stahl fordert seinen Preis
Und alt wie der Mensch ist die Sehnsucht nach der Ferne
Diesmal, mein Herz, diesmal fährst du mit

Scheiß doch auf die Seemannsromantik
Ein Tritt dem Trottel, der das erfunden hat
Niemand ist gern allein mitten im Atlantik
Diesmal, mein Herz, diesmal fährst du mit
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Blaulicht und Zwielicht

Ein schmaler Streifen Schenkel
Und ein kleines bißchen Bauch
Der Mond ist blaß und wässrig
Ihre Lippen sind es auch
Von draußen kommt ein Zwitschern
Kleiner Vogel, flieg
Blaulicht und Zwielicht
Und ein kleines bißchen Krieg
Ja ja
Ja ja
Ich liebe dich

Ein schmaler Streifen Schweigen
Und ein kleines bißchen Blick
Der Wodka blaß und wässrig
Die Köpfe abgeknickt
Von draußen kommt ein Zwitschern
Kleiner Vogel, flieg
Blaulicht und Zwielicht
Und ein kleines bißchen Krieg
Ja ja
Ja ja
Ich liebe dich

Ein schmaler Streifen Sonne
Und ein kleines bißchen Mut
Die Wolken blaß und wässrig
Wer weiß schon, was er tut
Hör nicht auf zu zwitschern
Kleiner Vogel, bleib
Blaulicht und Zwielicht
Und ein bißchen Zeitvertreib
Ja ja
Ja ja
Ich liebe dich

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Du hast die Wahl

Ich warte am Bahndamm
Zwischen den Gleisen
Bis entweder ein Zug kommt
Oder ein Zeichen von dir
Ob das Erpressung ist
Ist mir doch egal
Du wirst geliebt
Du hast die Wahl

Kann sein
Daß das irgendwie blöd ist
Doch nichts ist so öde wie ein Sommer allein

Wir schießen es aus 12 Uhr mittags
Am Nichtschwimmerbecken
Und wenn du nicht auftauchst
Spring ich zu dir rein
Ob das gerecht ist
Ist mir doch egal
Du wirst geliebt
Du hast die Wahl

Kann sein
Daß das irgendwie blöd ist
Doch nichts ist so öde wie ein Sommer allein

Ich lock dich in den Garten
Und bewerf dich mit Blumen
Solang bis du umfällst
Und kapitulierst
Ob das Verschwendung ist
Ist mir doch egal
Wer verliebt ist
Hat keine Wahl

Kann sein
Daß mir das alles mal peinlich ist
Doch nichts ist so göttlich wie ein Sommer zu zwein

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Wieder ein Tag

Ein völlig nutzloser Mensch steht auf
Wollen mal Tee machen
Schön so ein Vogelkäfig
Etwas Licht und ein Körnchen für Gesang
Wieder ein Tag
Warum auch nicht
Wieder ein Tag

Gestern warn es noch Locken
Und heute schon glattes Haar
Ein Dosenfisch stürzt sich lachend
Ins offne Meer

Ein völlig nutzloser Mensch geht zum Kühlschrank
Wollen doch mal sehn
Schön was da drin ist
Ein Stück Käse und ein Ei - schlag es auf
Wieder ein Tag
Warum auch nicht
Wieder ein Tag

Gestern warn es noch Locken
Und heute schon glattes Haar
Ein Dosenfisch stürzt sich lachend
Ins offne Meer

Ein völlig nutzloser Mensch ist verliebt
Wie das wohl passiert ist
Schön, daß das noch geht
Jetzt sind wir zwei
Jetzt sind wir zwei
Was für ein Tag
Was für ein Tag

Gestern warn es noch Locken
Und heute schon glattes Haar
Ein Dosenfisch stürzt sich lachend
Ins offne Meer

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Schwere See

Merkst du denn
Wie weit der Horizont sich neigt
Das leise Zittern, wenn das Schiff ganz langsam in die Höhe steigt
Wie eine alte Frau, die sich mit Mühe aus dem Sessel hebt
Wie alles um uns bebt und ächzt und stöhnt
Als ob es lebt

Schwere See, schwere See, mein Herz

Der kleine Hund
Den du neulich erst gefunden hast
In dessen Maul, das nie zu stopfen war
Ein jeder Käse, Fisch und Kuchen drückte
Der mit seiner Niedlichkeit das ganze Schiff entzückte
Der ging gerade über Bord
Eben noch lustig
Jetzt schon fort

Und während ich schon krank bin
Und den Fischen was zu essen bringe
Nimmst du das Gabelfrühstück ein
Kaust krachend Brot und halbe Heringe
Trinkst Wein und lachst so laut
Als ob du´s extra machst
Ist das so ?
Tust du das ?

Jetzt wirst auch du ganz blaß
Und du krallst dich in die Reling
Dein Blick ist starr und deine Augen matt
Wer´s einmal hat, der kriegt es nie mehr aus den Knochen raus
Krall dich an mich und danke, daß du mir vertraust
Ich will dein fester Boden sein
Obwohl ich selber schwanke
Obwohl ich selber schwanke
Schwere See, schwere See, mein Herz

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Damals hinterm Mond

DAS LEBEN LIEF IM SCHWEINSGALOPP, DIE LIEBE WAR EIN FEST, DER MENSCH WAR GUT / DAMALS HINTERM MOND / DER WHISKY WAR EIN KITZEL UND DAS ZWEITE GLAS UNSER GANZES HAB UND GUT / DAMALS HINTERM MOND / ZU TRINKEN GAB ES NIE ZUVIEL UND ABENDS WUSST ICH IMMER, WO DU WARST / WAS HABEN WIR GELACHT / DAMALS HINTERM MOND / EIN BLICK WAR EIN VERSPRECHEN, NICHTS ALS LÄCHELN WAR DIE WELT, DER MENSCH WAR GUT / DAMALS HINTERM MOND / REGELN WARN ZUM BRECHEN DA, WIR KÄMPFTEN MIT DER KRAFT GESUNDER WUT / DAMALS HINTERM MOND / ZU STREITEN GAB ES NIE ZUVIEL UND ABENDS WUSST ICH IMMER, WO DU WARST / WAS HABEN WIR GELIEBT / DAMALS HINTERM MOND / EIN NACKTER BAUCH WAR HIMMEL UND DIE HÖLLE EINE BANK, DER MENSCH WAR GUT / DAMALS HINTERM MOND / DER BAGGERSEE WAR OZEAN, DIE ENTE WAR EIN SCHWAN, EIN TOPF EIN HUT / DAMALS HINTERM MOND / ZU SPIELEN GAB ES NIE ZUVIEL UND ABENDS WUSST ICH IMMER, WO DU WARST / WAS HABEN WIR GELACHT / DAMALS HINTERM MOND

Draußen hinterm Fenster

Draußen hinterm Fenster
Sitzt ein Kind und spielt
Am Motor eines Subarus herum
Ein Oberkellner füllt
Alle Kognakflaschen um
Ein Steuerfahnder bittet um Asyl
Vom Freibad kommen die, die nicht ertrunken sind
Ein Subaru-Besitzer macht Jagd auf ein Kind

Und ich frage dich nicht, wo du herkommst
Du sagst mir nicht, wo wir sind
Wir sitzen hier fest, was auch immer geschieht
Verwirrt, träge und verliebt

Draußen hinterm Fenster
Sitzt ein Kind und rührt
In der Milch der frommen Denkungsart herum
Ein Oberkellner spürt
Ein Reißen in den Knien
Ein Eisenbieger nimmt die falsche Tür
Vom Kaufhaus kommen die, die nicht verhaftet sind
Ein sittenstrenger Milchmann macht Jagd auf ein Kind

Und ich frage dich nicht, wo du herkommst
Du sagst mir nicht, wo wir sind
Wir sitzen hier fest, was auch immer geschieht
Verwirrt, träge und verliebt

Draußen hinterm Fenster
Sitzt ein Kind und malt
Am Meinungsbild vom nächsten Jahr herum
Ein Oberkellner zahlt
Alle Gäste aus und geht
Ein Kognaktrinker wirft den Tresen um
Vom Parkplatz kommen die, die nicht zu retten sind
Ein Ex-Meinungsforscher macht Jagd auf ein Kind

Und ich frage dich nicht, wo du herkommst
Du sagst mir nicht, wo wir sind
Wir sitzen hier fest, was auch immer geschieht
Verwirrt, träge und verliebt

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