Gianni Versace ist tot.
     Sein Mörder Andrew Cunanan hat sich selbst gerichtet, gerade noch, bevor die kanadische Sektion der WKGFFK ihn in Zusammenarbeit mit dem Schönen des Tags, Antonio von Dierk Sindermann, in der Luft zerissen hätte. Die Gerechten dünnen aus.
     Auf dem Grave-Event im Mailänder Dom schmerzt Reginald Kenneth Dwight¹, bizarrer Ambassadeur des Guten Geschmacks und 1976 von Mr. Blackwell zur Worst Dressed Women of the Year gekürt. Elton ›Träne‹ John wird in seiner Trauer selbstlos unterstützt und getröstet von Giannikundin Diana ›Windsor‹ Spencer und Gordon Matthew Sumner² falsettiert aufopfernd dazu. Kurz drauf hört das Herz der beliebtesten Albanerin aller Zeiten, hört das Herz von Mutter ›Jorge‹ Teresa³, der zudem schönsten Albanerin Kalkuttas, zu pochen auf und der Stellvertreter des Sohnes Gottes⁴, verfällt in Castel Gandolfo spontan in ein sommerresidenzliches Ave Maria. Wir wollen in diesem Wust aus Schmalz und zerrissenen Herzen nichts Verbindendes sehen noch es suchen. Noch nicht.
     Aber soll es wirklich wahr sein, daß, wie es in Mailand heißt, die Ehefrau Armani trägt und die Geliebte Versace ? Zweifel sind erlaubt.
     Die Landminen vermehren sich wie die Stallhasen und es wird einsam um uns herum. Und was tun die Landminen ? Sie vermehren sich nicht nur nach Art der Karnickel, sondern auch noch wie der Bestand an HIV-Positiven. Das ist nicht nett. Cto delat’ ? Wir sind ehrlich : keine Ahnung. Noch nicht. Wir beraten. Und solang wir noch Unklarheit haben, wie am Besten die feinen Finten des Fatums zu parieren sind, bleiben wir fassungslos und betroffen und lupfen unsren Bowler vor der reichen Ernte, die der Sünde Sold heuer eingefahren hat.
     Wie hat es soweit kommen können ? Wir wissen sehr gut, wie es soweit hat kommen können. Wir wissen es so gut, wie es sonst vielleicht nur der Secret Service weiß. Oder das MI 5.
     Nach Waldemars Fortgang : unsere Reihen lichten sich weiter. Gianni, Agnes — wir greifen in Robe zur Konzertina und entbieten den letzten Salut aus Böllerschüssen unbequemer Fragen, Funken Feuerwerks am Himmel der Kritik : wer wird nun für uns reich sein und vornehmen Krankheiten Wohnstatt bieten, wer wird notorisch Surat-Thani-Austern erbrechen und Reis und Landsitze behausen, die so erbärmlich sind wie der Gesang Sumners hochwertig ? Wer wird uns nun eine medusenhauptene Tiara aus 1248 Brillanten basteln, mit Ajouren, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, wer wird Leprababys säugen, wer sich in unsrem Namen im Elend versammeln und Herzlichkeiten tauschen und Flaggen der Solidarität in Yachthäfen stecken, im Ritz die Grenzen des Humanums nach vorn verschieben und an der Ganga Stirne küssen und armutschwarzen Brokat tragen oder saubere Saris mit drei blauen Streifen und dem Kreuz auf der linken Schulter ? Wer nun wird dem Besitz entsagen⁵ und in seiner Eigenschaft als Engel des Rinnsteins den klugen analytischen Satz »Noch nie habe ich arme Menschen getroffen, die so ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Staatschef haben« von sich geben und damit das Volk Haitis und seinen Präsidenten meinen⁶, wer wird nun Friedenspreise vom Papst empfangen⁷, HIV-Positive aus Hospizen, Geisteskranke aus hinduistischen Gefängnissen befreien und der Bewegung zuführen und wird Fruchtbarkeit predigen in vermintem Land ? Wer wird jetzt für uns gegen Landminen sein ?
     Erste Aktivitäten des NTKD zu Faßnacht. Bitte Anschläge auf die Litfaßsäulen beachten. Das Komitee ist weltanschaulich neutral und anglikanisch-muselmanisch. Aber Pferde sollte man mögen.
     Und, bitte, seien wir fair : die Idee der Land- und Seeverminung darf nicht pauschal verurteilt werden.

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 ¹ was ein anderer Name ist für Elton John weiter im Text
² was ein anderer Name ist für Sting weiter im Text
³ was ein anderer Name ist für Agnes Gonxha Bejaxhiu weiter im Text
⁴was ein anderer Name ist für Karl Weutila weiter im Text
⁵ Außer einem Paar Sandalen, einem Kreuz, einen Damaszenerrosenkranz und lächerlichen Latifundien im Walisischen weiter im Text
⁶ So geschehen 1980 anläßlich der Entgegennahme der Medaille der Ehrenlegion aus den Händen von Baby Doc, was ein anderer Name ist für Jean-Claude Duvalier. Das war immerhin ein Ereignishorizont von 6 Jahren und kommt einem Analyse-Wunder gleich. Möge es die Heiligsprechung beschleunigen ! Attila von Wieder übrigens sammelt den Satz der Doc-Orden auf Vollständigkeit, nur die 80er-Ausgabe fehlt ihm noch. Das NTKD und die WKGFFK hegen die begründete gemeinsame Hoffnung, daß Attila von Wieder seine Sammlung nun bald wird komplettieren können. weiter im Text
⁷ Einer aller Preise, die Koslowski nie bekam. Koslowski kommentierte 1971 die frisch ausgedachte Preisverleihung verdrossen : Gut, wenn nicht ich, dann sie. Die Verleihung der US-Freiheitsmedaille durch Ronald ›Alzheimer‹ Reagan und des Baby-Doc-Ordens der Ehrenlegion sowie den 79er Friedensnobelpreis konnte Koslowski aus verständlichen Gründen nicht mehr kommentieren. Allerdings soll er 1971 noch hinzugefügt haben : dann sollen sie ihr doch auch gleich die Goldene Kamera und den Bambi hinterherschmeißen. Und von Wieder soll geseufzt haben, nur die Wenigsten verstehen, daß die wahren works of love die works of war sind