Und es war Sommer
...
oder
Wir dürfen wieder in Präsens
schreiben
Vieles dürfen wir vergessen : eines aber nie : wir müssen ständig
alles berücksichtigen. Dieser Devise eingedenk, die Waldemar Koslowski,
niedergelassener Riese auf den Schultern der Zwerge, angelegentlich eines
nicht ganz freiwilligen Kurzaufenthaltes auf Bora-Bora improvisierte 1,
stellen wir uns mutig.
Salmoxisbote 19 war in gewissem Sinn eine
Dreckschleuder. Aber vielleicht mußte er das auch sein. So entschieden
Stalin vom Titel der weihelos getuckerten Blätter schaute —
Stalin, der im übrigen auch einige ›Genossen‹ Wochen
über Gebühr ihr nichtsnutziges Dasein fristen ließ 2
— so sehr war der Bote anfällig für gezielte Desinformation.
Hat er gelernt ?
Die Wahrheit ist : er hat nichts anderes
zu tun. Lernen, lernen, lernen 3.
Das ist sein Behuf.
Da war Michalina K., Ausgabe Oldenburg von
Fräulein Deutschland, Praktikantin, Diensthabende Botin und
was sonst ihre Ehrentitel gewesen sein mögen. Michalina K., die vorschützte,
in ihrer Ferienfreizeit ein Interview mit Nummer 1 geführt
zu haben. Das war dem Boten seinerzeit schon eine Beiwohnung, eine Entlassung
und eine kritische Fußnote wert gewesen — in welcher Reihenfolge
auch immer. Aber der Bote hatte es sich damit zu leicht gemacht. Wir sind
von dritter Seite gerecht und harsch angegangen worden, uns noch näher
zu erklären, Rechenschaft abzulegen, wie die Ungeheuerlichkeit,
ich, ich zitiere, pflegte stets falsche Bärte, Toupets und dergleichen
zu tragen in die Presselandschaft geraten konnte.
Natürlich war die Dame mit sparsamer
Intimbehaarung schon weit vor ihrer Einstellung vom Gegenaufklärungsexperten
des Irischen Frühling, Attila von Wieder 4,
als Nora von der AFG/AO 5
enttarnt, ja, geradezu als unwissend umgedrehter Gegenspion überhaupt
erst akzeptiert worden. Selbstverständlich fand das Interview
mit Nummer 1 statt, selbstverständlich ist die Kraft der Wahrheit,
die aus Koslowski spricht, so unhinterfragbar ur und naturgewaltig, daß
davon zeugende Züge noch in den gröbsten Entstellungen aufleuchten.
Und selbstverständlich hatte Attila von Wieder, nachdem er des grausamen
Spiels überdrüssig gewesen war, Fräulein K. bei Hamburg-Wilhelmsburg
ausgesetzt und ihr ein souveränes Geh doch zu Rowohlt mit deiner
Geschichte, wem wird man glauben, dir oder uns, die es gar nicht gibt
? 6
hinterhergerufen.
Ist es allgemein menschlich oder Ausdruck
verrohter Sitten, einer sich immer mehr ausbreitenden Unkultur im Metier
des Verrats, daß Michalina K., einmal von der Hand der Gerechtigkeit
die Maske reizend-dürftigen Haarwuchses von der Fratze des Dämonischen
gerissen bekommen, nun den bodenlos finsteren Plan faßte, Koslowski
schlechtzumachen ? Überall rumzutrompeten, der ›dicke Alte‹
trage von ›Kindesbeinen an Toupets und falsche Bärte‹
? — so der japanisch knappe Titel einer Morgenmeditation, mit
der Koslowski noch ein halbes Jahr später sich die emotionale Wunde
leckte. Oder war es nur die Sache mit der Tankfüllung 7,
die sie nachtrug ? 8
Das allerdings deutete auf einen nickligen Charakter, der sie gänzlich
untauglich machte für das harte Geschäft der Bekämpfung
des Guten 9.
Die eine Sache will klargestellt sein. Koslowski,
Riese auf den Schultern eines Zwerges 10,
hatte eine tiefe Einsicht in das Wesen der Tarnung getan und sich nach
dem Einschreiben, mit dem Getränke-Hoffmann mitteilte, die leidige
Angelegenheit sei einem leistungsfähigen Inkassobüro übergeben,
sowie dem kleinen Zwischenfall auf der Honda Dax für 144 Monate mit
den Worten Der Truppenübungsplatz ist mein Zuhaus in die
Steller Heide zurückgezogen. Erst nach zwei Stunden, die Redensart
Tausend Jahre sind wie ein Tag auf ein Schild mit Stiel 11
gemalt, das er aus seligen Studentenzeiten gerettet und wie damals am
Rücken zwischen Leib und Gürtel geklemmt trug, trat er wieder
hervor — mitsamt dem prächtigsten Menjou-Bärtchen, das
je die Welt gesehen 12.
Koslowski war wie neugeboren, ganz der alte, naturgrau, unbleichbar frisch,
arbeitslos 13.
Und es war Sommer. Und der des Jahres 2001. Das ist die Wahrheit, vielmehr
und unverrückbar. Und er pfiff seine Bachchoräle mit gespitzten
Lippen wie nie zuvor.
Koslowski, den als Knabe kein Mensch je
ohne Botanisiertrommel gesehen hatte 14,
Koslowski und allein Gott hatten von jeher gewußt, in welch verborgenen
Winkeln überall die Minze wuchs, und Koslowski allein hatte mit seinem
Wissen darum nicht geknausert. Ein Beispiel. Kurz bevor die USA in den
Krieg gegen Hitlerdeutschland eintraten 15,
trat Koslowski, dem Frachtraum eines Kabeljau-Trawlers entstiegen, höflich
den verschlossenen Tourismuspavillon zu Quebec ein, Vorkämpfer für
die Rechte aller Erholungsuchenden, Schutzpatron der Touristen 16,
sich nach den komfortabelsten, einem anthropologisierenden Europäer
auf Forschungsreise wohl zu Gesichte stehenden Möglichkeiten einer
Weiterreise nach White Deer Peak zu erkundigen. In Ermangelung
von Papieren 17
wurde er von einem barettragenden Offizier, der nachmalig Chefredakteur
des Maple Leaf werden sollte 18,
angegangen und sprach Koslowski die Worte, die später wesentlich
den ökonomischen Aufschwung des British Empire einleiten sollten
: Komm, Major Tom, komm mit mir, und ich will dir etwas geben, daß
du gut aus dem Mund riechst, du Brite !
Das war der ganze Koslowski, herzensgut
und Herr der Gräser, Meister der Camouflage, aufgeklapptes Visier
: so kannte und kennt ganz Kanada ihn, so feiert ihn Iprump und die weitere
Umgebung bis Rom. Und darüberhinaus. Zogen auch Jahre ins Land, konklavten
sich andere Päpste und starben auch, konstituierte sich gleichfalls
der Irische Frühling und nahm den erwartet erfolgreichen
Lauf, war Koslowski auch mittlerweile Einpeitscher gewesen bei der ZDF-Hitparade,
hat er auch Big Brother produzieren und bei Carolin Reiber sich verdingen
gemußt : alles Schöne empfängt als letzten Zierrat
einmal ein Ende 19
: die Zeit bezahlter Jobs war vorbei, die dritte Staffel fertig, Hübner
abgedreht, Reiber ausgesegnet. Wir müssen ins Show-Bizz, das
steigert die Rüstigkeit, die Beliebtheit bei den breiten Volksmassen
und schmälert das Urteilsvermögen durchaus nicht, zog Koslowski
seinen Kommunarden mundgerecht Bilanz. Und so hob er jeden Morgen die
Generalaussprache über die Charts des Landfunks mit den Worten an
: Taub sollen alle die werden, die keine Ohren haben zu hören,
ja, geradezu abfallen sollen sie ihnen 20.
Wie jeden Montag senkte sich eine Wolke
beißenden Minzgeruchs über die Tiefebene, die das Versteck
der Guerilla beherbergte 21,
und nicht nur wie jeden Montag, sondern wie jeden Mittag zog Koslowski
einen Bollerwagen in die Großküche. Wieder hatte er über
Nacht einen frischen Sack Schriften verfertigt und schüttete prächtige
Haufen mit Buntstift beschriebenes Karopapier auf den eigens geschrubbten
Eichentisch. Meister, wann sollen wir das denn alles studieren ?
22,
fragte Richard Knospe, der die Minzblätter im Kessel umrührte,
ihnen gut zuredete und allen zeigte, wie sehr er es verstand, dem Spiritus
rector der Bewegung zu gefallen. Bekanntlich war Koslowski von jeher führender
kritischer Bewunderer des Biedermeier 23
in Delmenhorst und großer Verfechter großer gemeinsamer Frühstücke
24,
auch war er Inhaber einer großartigen Gestik, mit der er zu den
Fragen seiner Schüler sich verhalten und meist die kostbaren Silben
sparen konnte 25.
Und so ließ er ein Circelächeln, wie es nur seine Lippen umschmeicheln
konnte, das Antlitz heraufziehen und antwortete so, aber etwas merkwürdig
Bitteres war jenen Montag an ihm und so ließ er es nicht dabei bewenden,
aber tat noch Worte hinzu : Ja, da habt ihr ein Problem. Ich habs
besser, ich gebs zu. Ich muß es nur schreiben.
War hier eine große Seele beleidigt
? Und während Koslowski das noch überlegte, störte ihn
eine kecke Bemerkung eines neuen Jüngers auf, der ihm bis dahin unmerklich
als Fußschemel gedient hatte : Waldemar, erklärs uns besser,
wir haben ein Recht darauf, wir haben jetzt eine neue Ära, wir schreiben
jetzt das Jahr 2001. Koslowski aber wäre nicht Koslowski, wär
er nicht ausgesprochen verliebt in jede Kritik, wofern sie sachlich und
unberechtigt, und wüßte er nicht jeden seiner Getreuen, und
sei er noch so minder und hätte er ihn auch noch nie gesehen, mit
Namen anzureden : Deine neue Ära interessiert mich einen feuchten
Kehricht, Geier-Rudi, mich interessiert nur eines : die Weltrevolution,
und ob es mir jemals gelingen wird, wenigstens Teile eines Haikus zu veröffentlichen.
Non coerceri maximo, contineri minimo, divinum est : Hölderlin, der
verdammte alte Jesuit. Kleinwüchsig übrigens auch er.
Waldemar, Sir 26,
fragte da Geier-Rudi, der frisch zur Bewegung hinzugestoßen worden
war 27,
krabbelte unter dem Tisch hervor und verschluckte vor Aufregung über
die Kühnheit, mit der er es wagte, das Wort an den Meister zu richten,
beinah den Kinderlöffel mit Sterntaler-Motiv, der die ersten vier
Wochen jedem Novizen zugeteilt wurde, was ist der Mensch ?
Gute Frage 28.
Und hier ist die Antwort : der Mensch ist ein Tableau sich selbst verwaltender
Möglichkeiten und eines Tages, Söhnchen, greift er neben sich
und es werden nur leere Flaschen im Kasten klötern. Und es wird ein
hohles und zugleich blödes Geräusch sein und ein bitterer Tag
sein für den, der nicht vorbereitet ist. Aber sieh her, Söhnchen,
sieh zu meinen Füßen 29.
Söhnchen, wenn Dir das auch nicht ganz einsichtig ist, denn du bist
jung, so bedenke doch eines : ich bin älter und der Mensch mag sein,
was er will, auf keinen Fall ist er Engländer, auch wenn ich lange
Zeit vom Gegenteil überzeugt war. Und überhaupt, Du heißt
fortan nicht mehr Geier-Rudi, sondern Geier-Josie, Du
30.
Da war groß das Erstaunen und baß im Kreise der Wackeren,
war Koslowski doch noch eine Woche zuvor mit einem bunten Kaltgetränk
in der Hand lachend im Flur gestanden und hatte spielend nachgewiesen,
daß Gibbon ein sehr großer Mann gewesen wäre, hätte
er sich nur um einen Band knapper gezeigt. Oder um einen ausführlicher
— Koslowski mochte das nicht aus dem Stegreif entscheiden, seriöser
Denker, der er war. Außerdem entsann sich jeder der Kommunarden
noch Koslowskis blendender Apologie des Menjou-Bärtchens, das bekanntlich
die Engländer erfunden hatten. ›Geier-Josie, Du‹ brachte
es auf den Punkt : Warum, Waldemar, warum ist der Mensch kein Engländer
?
Ich will euch
mal eins sagen, ich weiß, was ich gesagt habe, aber damit ist nun
Schluß, hieß es nur. Was war geschehen ?
Schiller erroch sich notorisch seine notorische
Inspiration aus faulenden Äpfeln
31, Koslowski aß gern
Eis mit Pfefferminzgeschmack — was ist schon dabei ? Ist er darum
ein schlechter Dichter ? Beileibe nein. War Schiller ein mieser Mensch
? Wohl kaum. Blenden wir eine halbe Stunde zurück. Was tat Koslowski,
ehe er die Früchte nächtlichen Schaffens in der Küche ablieferte
?
Wie jeden Morgen, außer, wenn er damit
beschäftigt war, in der Illustrierten auszuwählen und anzukreuzen,
was die Kommune zu Schulungszwecken die Woche gucken sollte, hatte Koslowski
sich aufgemacht zum Penny-Markt Syker Straße. Ein Sommerwind war
um sein Kinn geflogen gekommen und hatte ihm die kleine Improvisation
Josie, Josie, dreams are ten a penny zu flöten eingegeben,
wie jeden Morgen freute sich Koslowski auf die Lektüre der Verschenkanzeigen
am Schwarzen Brett, auf das Sondieren des stets wohlgefüllten Tierheim-Futterspenden-Containers
vor der Kassenphalanx — und auf sein Cornetto, Sorte After-Eight.
Das war es, das er sich gönnte, und zwar gern, und zwar oft. Was
er aber sah, war eine höhnisch klaffende Lücke in der Kühltruhe,
und was er hörte, war ein von der Marktleitung mit perverser Freude
aus den Lautsprechern gepeitschter höhnisch kläffender Müller-Westernhagen.
Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz. Nun war Koslowski gewiß
kein Prinz, sondern ein gemäß rätedemokratischer Prinzipien
autorisierter Führer einer weltweit agierenden Befreiungsbewegung,
und als solcher stob er wutentbrannt aus dem Penny 32,
von flexibler Hoffnung getrieben 33,
traf vor dem Markt auf einen mobilen Eiswagen, aber auch dort : After-Eight
ist aus. Nehmen Sie doch Mango. Das ist auch sehr lecker. Laut polizeilicher
Einvernahme des Eismannes soll Koslowski, ehe er zuschlug, gerecht gepoltert
haben Ja, bin ich Martin Buber oder was ? Habe ich das Alte Testament
holprig übersetzt ? Habe ich es geschrieben ? Sagen ist eines,
Beine in die Hand nehmen und laufen ein anderes, aber was mochte Koslowski
gedacht haben ? ›Ein saftiges Bekennerschreiben wird fällig‹
etwa ? 34.
Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt, brach es atemlos
aus Koslowski hervor, als er Seitenstechen bekam und vor Schmerzen an
einer Litfaßsäule lehnend Halt machte.
Wird fortgesetzt
_________________________________________
1 Man
vergleiche den nur in Kurzschrift erhaltenen Rohentwurf zum Mammutessay
Von der Relevanz des freien Willens auf Bora-Bora oder Devisen und
Devisen, von Koslowski eingereicht als Focus-Titelgeschichte. In
der zweiten, revidierten und erweiterten Fassung (eingeschickt als Leserbrief
zur Titelgeschichte) wird Koslowski noch präziser : Vieles dürfen
wir vergessen : eines aber nie : wollen wir Erfolg haben, müssen
wir ständig alles berücksichtigen. Und auch, wenn nicht, wäre
es besser weiter im Text
2 Siehe Attila von
Wieders ungedruckten Beitrag zum Vertriebenentreffen 1956 : Hat Stalin
alles richtig gemacht, ich meine : wirklich alles, so richtig alles richtig
? weiter im Text
3 Eine erlaubte Weiterung
des Koslowskischen Theorierahmens : Arbeiten, arbeiten arbeiten. Und
zwar hart. Und zwar an allem. Koslowski, ein großer Freund
praktischer Anwendungen seiner Vorgaben, erinnerte sich gern selbst und
oft seiner Worte, gesprochen auf einem Kutscherbock anläßlich
eines Vatertagausflugs, den eine stadtbekannte Brauerei durch den Bürgerpark
Bremen arrangiert hatte : Ich sags ja nur. Macht was draus. Aber nicht
was ihr wollt, sondern was ich will — Koslowski hatte sich
freiwillig gemeldet, als es darum ging, daß wenigstens ein Mitglied
des Irischen Frühling die Kunst des Einschmuggelns in geschlossene
soziale Systeme und die Feinheiten verdeckter Agitation unter äußersten
Alkoholbedingungen erlernen sollte weiter
im Text
4 In dieser sublimen
Eigenschaft auch genannt : der scheue Meister
weiter im Text
5 Es brauchte da
des dankenswert dennoch eingegangenen Hinweises von Karl Roßmann,
Leiters der Koslowski-Sonderkommission K5, der im Boten 19 bereits proponierte,
der Feind sitze in den Reihen des Salmoxisboten, nicht. Der Feind
sitzt immer in den eigenen Reihen, wo sonst ? — wäre dieser
Satz nicht von Koslowski, wäre er banal. Was vielmehr Anlaß
zu haltlosen Spekulationen böte, ist, daß Roßmann sehr
wohl wußte um die Ibsen´sche Abkunft des Names Nora, daß
er aber hinter dem Berg hielt mit den Querverbindungen zur Renegatensekte
um Otto Rank und der möglichen Bedeutungsträchtigkeit der Norainversion
Aron. Die Exekutive des Irischen Frühling spricht
allein ob der anerkannten Verdienste Roßmanns noch nicht von Aufklärungssabotage
weiter im Text
6 Noch souveräner
allerdings Koslowskis luzider, eine ganze Kaskade von Flut-, Schlag- und
Blitzlichtern auf den Presse- und Literaturbetrieb werfender Nachsatz
: Genau ! Die drucken ja jeden Scheiß !
weiter im Text
7 Koslowski allerdings
auch hatte sich extrem verbindlich und bestimmt, wie es nun mal seine
Art war, gegeben : Nein, wir strecken nicht vor. Grad nicht flüssig.
Nein, wir akzeptieren auch keine Schecks
weiter im Text
8 Eine Meditation
selbigen Titels beschäftigte Koslowski das halbe Jahr darauf. Die
menschliche Enttäuschung saß tief. Gut gegeben, Michalina K.
! Einem alten Mann so übel mitzuspielen !
weiter im Text
9 Kein Grund zu erschrecken.
Alles abgesichert. Eine zeitlang war Koslowski von seinen rastermikroskopischen
Studien an der Fernuniversität Hagen ganz absorbiert. Jeder wäre
daran zerbrochen, er allerdings ging gestärkt daraus hervor und wurde
erst da der Koslowski, den wir kennen, der, der das Michalina-Desaster
überleben können sollte, er, der große Unorthodoxe und
Skeptiker unter den Rechtgläubigen und denen, die in ihrer Brust
noch ein Herz, das etwas wie Gewißheit kennt, pochen hören.
Und nur, wer das Tiefste geschaut, kann einen allesinfragestellenden Fragehorizont
legitimieren. Was Koslowski auch prompt tat in seinen Fragen eines
lesenden Arbeiters an den Nominalismus, noch vor dem Frühstück
zu beantworten, die er seinem Professor in Hagen, mit dem er rege
korrespondieren wollte, unfrei geschickt hatte (siehe zur Problematik
von Koslowskis umfangreichem unfreiem Briefverkehr Salmoxisbote 25 Der
Mindersinn von ›unfrei‹), die allerdings genauso unfrei
und mit dem Vermerk Empfänger unbekannt und Annahme verweigert
retourniert wurden (was Koslowski damals in nicht unbeträchtliche
Verwirrung und philosophische Spekulationen gestürzt hatte) : Ich
hab da neulich was unter der Lupe gesehen, das gab mir zu denken. Wer
hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, ein Elektron, sozusagen
der ganze Strom, sei negativ ? Was soll das ? Und wo sind die Beweise,
daß das andere da, da im Kern sozusagen, positiv ist ? Und wer sagt
uns, daß wir mehr sind als hirnlos Bezeichnete in einem Spiel, das
wir nicht begreifen ? Vielleicht sind unsere Gegner, die sehr Bösen,
die Guten ? Was wissen wir schon ? Ach, ich weiß auch nicht. Hauptsache,
wir sind was wir sind weiter im Text
10 Ja, genau, ruhig
noch einmal, und diesmal im Originalwortlaut. Man vergleiche Sack 3 (nach
neuer Zählung : Paulus) Sediment 7 : Denkwürdiges aus
der letzten Woche. Noch nicht freigegeben das kleine, selbstgenügsame
Privatimproptu Realismus und Selbstaussage — Aporie am Anfang
und Ende eines Weges ? Allein Koslowski, vielfacher (bis es ihn gelangweilt
hat) Stadtteilmeister im Metaphern-machen, spricht hier durchaus unmetaphorisch..
Siehe das bisher unpublizierte Tonbandprotokoll des — Kleinwüchsigen
Geier-Rudi weiter im Text
11 Schild mit
Stil — mir fällt kein anderes Wort ein resignierte Koslowski
schon 1968 in seinem Diskussionspapier Zur Nambarmachung der gängigsten
Propagandamittel. Zu früh, zu früh, und ohne Grund. Denn
Koslowski wurde auf dem hamburger Campus nicht allein von Weltuntergangsfreunden
rezipiert, die nach neuen Ausdrucksformen suchten, sondern auch vom israelischen
Austauschstudenten Boaz Davidson, der, nachdem er Koslowskis angesichtig
geworden war, sofort sein Arabistik-Aufbaustudium abbrach, Sibylle Rauch
einpackte und sich nach Tel Aviv verfügte. Dort verbrachte er elf
Jahre in einem Kibbuz mit dem Studium der koslowskischen Handschrift und
startete dann durch mit hochklassigster Unterhaltung : Eis am Stiel
(und noch Hauptdarsteller Zachy Noy gemahnt konstitutionell ja durchaus
an den jungen Koslowski). Koslowski war in der Tantiemenfrage gewohnt
generös (Es freut mich, wenn Du Ehre einlegst mit meinen Ideen,
guter Davids-Sohn. Du bist Kulturschaffender wie ich, Du hast auch nichts,
von Dir nehm ich nichts. Das regeln wir anders, leih mir einen Nachmittag
Sibylle). Anders, nämlich fordernd, verhielt Koslowski sich
gegenüber Schöller, Warncke und dem Rest der Eismafia, denen
er en passant eine komplett neue Geschäftsidee samt Vertriebssystem
entwickelt hatte. Leider nahm das Landgericht Delmenhorst, ohne Sinn für
literarischen Gestus, die Klageschrift Koslowskis (Ich war´s,
ich war´s, ich), in der er unter anderem mit dem weit verbreiteten
Vorurteil aufräumte, der US-Farmer Harry Bust habe 1923 einen Pinsel
versehentlich in Wasser statt in Terpentin gesteckt und so das Eis am
Stiel erfunden, wegen zu vieler Kommafehler nicht an. Dieser Rückschlag
spornte Koslowski jedoch nur an, seine volks- und betriebswirtschaftlichen
Ideen noch weiter und noch präziser zu entwickeln, bis sie schließlich
während einer der ersten Hoffmann-Krisen in der Parole Sparen,
sparen, sparen. Aber nur am Nötigsten kulminierten. Sparsamkeit
ging dem von Natur aus großzügigen Koslowski in Fleisch und
Blut über, ja, es ist nicht zu viel gesagt : sie wurde seine zweite
Natur. Nicht zuletzt zeigte sich das anläßlich Koslowskis Rückkehr
vom Truppenübungsplatz in der Geschicklichkeit, mit der er auf dem
Schild seine alte und bis heute uneingelöste Forderung Unter
den Talare den Muff von tausend Jahre wiederverwendete
weiter im Text
12v Der unwahrscheinliche
Bartwuchs Koslowskis ist mit Sicherheit untergründiges Ferment der
Spaltung der delmenhorster Friseurinnung
weiter im Text
13 Säuglingsarbeitslosigkeit
- regt euch bloß nicht auf : nur ein Problem der Spätgotik
— pflegte Koslowski, kurz aufblickend von seinen Studien über
das Münzrecht der Staufferzeit, stets gekonnt zu kontern
weiter im Text
14 Und auch später
nicht weiter im Text
15 Die näheren
Zusammenhänge mit Pearl Harbour und Koslowskis Freund Richard Sorge
sind noch nicht untersucht weiter im Text
16 Als welchen
Koslowski auszurufen bereits Papst Johannes XXIII sich durchaus nicht
geweigert zu haben scheint. Koslowski hatte für den Sommer 1963 eine
Rom-Sause geplant und bereits Oktober 1962 dem Heiligen Vater seinen Besuch
avisiert (siehe auch Salmoxisbote 19 das Interview und den in
der Endredaktion befindlichen Briefwechsel Koslowski - Johannes XXIII
, der nicht zuletzt Zeugnis ablegt von einer der hervorstechendsten
Eigenschaften Koslowskis, der Fähigkeit zur Selbstkritik : Hallo,
mein Herr, kann sein, daß wir ein ganz großes Ding am Start
haben und ich bald ein wenig Erholung, Erbauung und Zerstreuung, wie der
Grieche sagt, brauche. Sie haben doch viele Bilder und Museen in Ihrer
Stadt und feiern zudem grad ein großes Konzil, wie ich gehört
habe — bin nicht beleidigt, daß Sie mich nicht einluden, kann
vorkommen, wenn man viel um die Ohren hat, ich hab ja auch nicht an Sie
gedacht beim letzten Maifest in Iprump, also sind wir quitt, einverstanden
? — da kommts doch auf einen mehr oder weniger nicht an, ich brauch
noch was zum Übernachten. Wie wärs ? : Sie können mir auch
was auf Lateinisch erzählen, und ich bringe Ihnen bei, wie man Bären
erschlägt. Wär doch spaßig. Übrigens habe ich viel
für die Touristen getan, Sie könnens von mir aus auch in meinem
Herzen lesen oder was sonst Sie bevorzugen ... Ich könnte im Gegenzug
versuchen, Sie in dem kleinen, aber illustren Kreis von Getreuen, der
sich um mich geschart hat, als Ehrenmitglied durchzudrücken.
Leider lebte Johannes, noch bevor er antworten konnte, Juni 1963 ab. Es
wär aber sowieso nichts draus geworden, weil Koslowski und Attila
von Wieder, nachdem sie Januar 1963 das gemeinsame Schreiben der USA und
der Sowjetunion zur Beilegung der Cuba-Krise an UN-Generalsekretär
Sithu U Thant verfertigt hatten (von Wieder : Es war noch zu früh.
Die Waffen hinkten den Köpfen hinterher), noch ein paar Tage
auf Cuba dranhängten und aus nicht ganz durchsichtigen Motiven den
Abbau der sowjetischen Fernstreckenraketen überwachten. Koslowski
aber soll sehr gerührt gewesen sein, als er strandkorbversunken vom
Tode Johannes´ in der dem Salmoxisboten befreundeten Granma
las. Ein guter Freund, sagte er, ganz anders als JFK, die
Schlange, knurrte Attila von Wieder
weiter im Text
17 Damals war Koslowski
noch von einem uneingeschränkten Glauben ans Gute im Menschen beseelt
und ließ die Quittung der Fälscherbande seinem brandneuen britischen
Paß angeheftet. Diesen Glauben differenzierte Koslowski später,
stets bereit, seinen Erfahrungswerten Tribut zu zollen (siehe Anmerkung
8, aber auch die Faszikelsammlung Die Philosophie des Teils-teils
oder Was ist der Misch-Masch-Mensch wert ?)
weiter im Text
18 Siehe diesen
Boten Seite 7f Vom publizistischen Einfluß Koslowskis auf die
deutsche Presselandschaft : Maple Leaf — Der Ahornbote. Genau
dieser Offizier und Gentleman, Major Tom, folgte Koslowski, erfand später
das sagenhafte After Eight, das auch in seiner äußeren
Gestalt dem Ahorn sich annähert, avancierte in Delmenhorst zum Town-Major
und wurde zum Prototyp eines kreativ militärischen Verwalters, wie
Attila von Wieder ihn für die von ihm zu befreienden Gebiete andachte
weiter im Text
19 So Koslowski
angelegentlich eines Sonnenuntergangs an den Ufern der Hunte, seinen süßen
Schmerz ertränkend mit Unterstützung eines angestochenen Fünfliterfäßchens,
von dem Koslowski geahnt haben muß, es sei das letzte, das Getränke-Hoffmann
liefern würde. Vorbei ist vorbei — wie Koslowski
es als Populärversion gern und oft und erleichtert ausstieß,
befragt über die konkrete Ausgestaltung des Endes aller Tage —
aber der Kampf geht weiter. Und nachsetzte : Das wußten
sogar die Nazis weiter im Text
20 Was von jeher
eines seiner Lieblingsworte gewesen war. Nur, daß er es nun gern
und oft dahingehend zu ergänzen pflegte : Der Hübner ist
ein armer Willy. Kein Wunder, daß er das insgesamt doch mehr als
überzeugende Konzept (ich sage nur : gepflegte Unterhaltung und Wohlklang)
gegen die Wand gefahren hat. Ich hatte viele lustige Stunden auf seine
Kosten weiter im Text
21 Nicht aber die
Guerilla selbst. Die schwamm wie ein Fisch im Wasser
weiter im Text
22v Und wie wir
armen Archivseelen das alles bibliographisch erschließen ? Die Apostel
sind aus. Wir führen jetzt also die Bezeichnung Kirchenväter
ein. Beginnend mit Hieronymus weiter
im Text
23 Vgl. Hagen von
Tronjes an der Carl-von-Ossietzky-Universität zu Oldenburg eingereichte
molekular-biologische Dissertation : Pantoffeltierchen im Taumel —
Waldemar Koslowski im Spiegelkabinett der Zeitalter und Elektronenmikroskoplinsen
weiter im Text
24 Die Zeiten,
wo man uns jagen wird, daß es selbst für ein französisches
Frühstück knapp wird, kommen noch früh genug, vielleicht
ist es schon morgen so weit, vielleicht erst übermorgen, vielleicht
in den nächsten fünf Minuten, vielleicht schon gestern und ihr
habt es noch nicht gemerkt — aus dem in Vorbereitung befindlichen
Band Was er sagt und wie er ißt — Waldemar Koslowski im Gespräch
mit den führenden Frittenbudenbetreibern Delmenhorsts
weiter im Text
25 Jeder Mensch
kann in seinem Leben nur eine bestimmte, und je unbekannter, desto unverrückbarere
Anzahl Worte sagen. Laßt uns haushalten mit ihnen, sparsam sein,
betrachtet sie als eure Freunde, die für euch im richtigen Moment
den richtigen Menschen nach dem richtigen Weg fragen. Stellt euch vor,
das ginge daneben und ihr wäret aphasische Deppen. Ein Beispiel :
ihr wollt nach Huchting und könnt den Bahnbus nicht fragen, ob er
am Roland-Center hält. Nur zum Beispiel. Was wär dann ? Nichts.
Und das Nichts ist unser Feind, die wir Freunde der Fülle sind —
führte Koslowski in seinem unpublizierten Buch Wittgenstein für
Bombenbastler aus weiter im Text
26 in den Originalprotokollen
steht Mam. Aber hier ist nicht der Ort, näher auf das wundersam
changierende Wesen Koslowskis und die Prüderie der redigierenden
Herausgeber einzugehen weiter im Text
27über die
Rekrutierungsarbeit Attila von Wieders wurde nie ein Wort verloren. Keiner
weiß etwas. Definitiv nein. Allein im Tagebuch Geier-Rudis findet
sich ein überzeugendes Zeugnis der ersten Begegnung Rudis mit Attila
von Wieder, das den Weg vom jungen Schnösel zum entschiedenen Vorkämpfer
für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes skizziert und nebenher
sämtliche Vorwürfe entkräften dürfte, die das athener
Establishment bereits gegen Sokrates erhoben hatte. Attila von Wieder
mag Vieles sein (ganz sicher sogar ist er es) : Verführer der Jugend
aber nicht : Leider bin ich kleinwüchsig. Dennoch : es war ein
schöner Tag, der letzte im August. Die Sonne brannte so, als hätte
sies gewußt. Die Luft war flirrend heiß und um allein zu sein,
sagte ich den andern : Ich hab heut keine Zeit. Dann traf ich ihn und
sah in seine Augen und irgendwie hatt´ ich das Gefühl als winkte
er mir zu und schien zu sagen : Komm setz dich zu mir. Ich bin 16 und
er 84 und vom Klassenkampf wußte ich nicht viel. Er wußte
alles und er ließ mich spüren : Ich war kein Kind mehr. Und
es war Sommer ... Er gab sich so, als sei ich überhaupt nicht da.
Und um die Schultern, trug er nur den Palästinaschal. Ich war verlegen
und wußte nicht wohin mit meinem Blick, der wie gefesselt an ihm
hing. Ich kann verstehen, hörte ich ihn sagen, nur weil du jung bist,
tust du nicht was du fühlst. Doch bleib bei mir bis die Sonne rot
wird, dann wirst du sehen ... Wir gingen beide an den Strand der Delme
und ich Junge trug schüchtern seine Helme. Doch als ein Mann sah
ich die Sonne aufgehn. Und es war Sommer und es war Sommer Und es war
Sommer. Das erste Mal im Leben. Und es war Sommer, das allererste Mal.
doch als ein Mann sah ich die Sonne aufgehn. Und es war Sommer. Koslowski
bemühte sich in der Folge redlich, Geier-Rudis fatalen Hang zu Wiederholungen
auszumerzen. Wir werden noch sehen, daß es ihm aufs glücklichste
gelang weiter im Text
28 Sarkasmus war
eines der wenigen Dinge, die Koslowski fremd waren
weiter im Text
29 Dort sich ein
prall gefüllter Kasten Bier — allerdings unbekannter Provenienz
— befand, satt klöternd, als Koslowski gegen ihn trat
weiter im Text
30 Koslowski kannte
seit dem Ausgang seiner kanadischen Tage die Familie Makkay. Auch hernach
blieben die Kontakte intensiv und schufen eine Sphäre gegenseitiger
geistiger Befruchtung. So unterwies er den alten Makkay während einer
Stippvisite in Kronstadt in der Kunst des Büchsenmachens,
die Koslowski sich autodidaktisch angeeignet hatte, und legte somit den
Grundstein zum Vermögen der nachmaligen Exilrumänen. Hier liegt
einer der seltenen Fälle vor, daß Koslowski erntete, was ihm
gebührte — nämlich Dank und nicht nur Champignons : der
alte Makkay half Koslowski über so manchen finanziellen Engpaß,
so engagierte er ihn z. B. als Nachhilfelehrer für seinen Sohn Peter
Alexander (der sich später Maffay nennen sollte, die Konnotationen
zu John Henry Mackay und Rudolf Rocker verblassen zu lassen). Peter Alexander
tat es seinem Vater gleich. Auch er, der nach zweimaligem Sitzenbleiben
die Schule abbrach, verknüpfte in der Folge sein Schicksal mit dem
Koslowskis aufs engste. Bereits unter dem Namen Peter Maffay
erlitt er 1972 einen schweren Verkehrsunfall mit seiner BMW 500 und inspirierte
Koslowski zu einem Chassis einer Philosophie des Unglücks, gewidmet
meiner Honda-Dax. Aber selbst, wo Koslowski nur Anflüge von
Ideen hatte, beflügelt-bestäubt er sofort : Oktober 1975 ergriff
der junge Maffay die erstbeste Gelegenheit und stieß mit einem 16jährigen
Mopedfahrer derart zusammen, daß sein Unfallpartner starb (Attila
von Wieder : sowas kommt von sowas; wo gehobelt wird, fallen Späne
— auch Koslowski zeigte sich einfühlsam und wies in einem Grabesgrußwort
darauf hin, daß Rot eine schöne Farbe sei und niemand über
Gebühr klagen dürfe, wenn er die Konsequenz davon, einer Naturschönheit
nicht genügend Referenz erwiesen zu haben, tragen müsse : hätte
er halt besser aufgepaßt). Streit gab es allein darüber,
daß Maffay eine zwölfmonatige Singpause einlegte. Koslowski
war dagegen. Weitermachen, sagte er, wenn du einen totfährst,
ist es das Wichtigste, dich sofort wieder hinter das Mikro zu klemmen.
Maffay war überfordert, schämte sich, konnte nicht mehr. Ich
kann nicht mehr, sagte er zu Koslowski. Doch, du kannst,
spornte Koslowski an und schrieb die Hymne ›Und es war Sommer‹.
Wenn du das singst (und das hier trinkst) — wobei Koslowski
Maffay eine eigens gemixte Tinktur aus Magenbitter und Erdbeersirup reichte
— wird es dir besser gehen. Und Koslowski behielt recht.
Maffay reiste 1978 zur Vorbesichtigung auf die Falklands, 1983 dann spielte
er die LP ›Carambolage‹ ein, für die Koslowski an den
Bongos saß weiter im Text
31 Schiller
verstand was von Götterfunken, Götterspeise womöglich auch
noch, aber er war kein Kenner des Gefrorenen oder Gelati, wie wir Italienischzungigen
sagen, sage ich nur, und ein schlechter Gärtner war er obendrein.
Ich betone Gärtner. Nicht Mensch. Als Mensch, also menschlich, war
er ganz in Ordnung — wie Waldemar Koslowski noch sehr spät
auswendig aus seinem schon sehr früh sehr verschollenen Abituraufsatz
Glossen zur Klassik auswendig aufzusagen wußte
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32 Man ist
immer schlauer, wenn man aus dem Rathaus kommt, wie Waldemar Koslowski
im Sack Anselm, Sediment 3, Glaube und Improvisation. Studien
zur Frühgeschichte der Verwirrung und ihrer Kinder, festlegte
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33 Ich weiß
nicht, wann sie stirbt, aber ich weiß : die Gaukelei der Hoffnung
ist null und nichtig und gar nichts wert, wenn sie nicht von einem energischen
Willen betrieben wird, der nur um sich sich schert — gleichfalls
aus Glaube und Improvisation weiter
im Text
34 Was los
ist mit den Delmenhorstern ? Wissen wir schon lange. Aber was ist mit
der weiterreichen den Frage : Was ist los mit den Engländern ? Den
Leuchtfeuern freier Entfaltung und Königen des Sozialabbaus in Europa
? Jahrelang schien mir, als käme alles Gute aus England. Winston
Churchill, meine Grundversorgung mit Nashornpulver und Pfefferminzeis.
Je tiefer ich mich in die glorreiche Geschichte des British-Empire und
des Falklands eingrub, desto evidenter schien mir, das alles Nützliche
von den Engländern erfunden wurde : Karl Marx (London), Sigmund Freud
(London) und der Schnitter, der Ina Gerkens Schwiegermutter vor ihrer
Zeit holte. Anmerkung (Hier irrte Celan. Der Tod scheint ein Meister aus
England zu sein) — sollte solches, entnommen den Improvisationen
zu Bekennerschreiben (jeder gebildeten Nachrichtenagentur vorliegend)
Koslowski durch den Kopf geschossen sein ?
weiter im Text
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