Karl Roßmann
Statt eines Vorwortes »Jetzt ist schon seit zwei Jahren
kein Salmoxisbote mehr erschienen« schrieb uns Martin G., ein oldenburger
Wasserbaustudent im 20. Semester. Das war 1998 und wenig glaubhaft. Denn
damals gab es den Boten noch an jedem Kiosk zwischen Oldenburg und Huchting
und auch in Bremervörde wurde das »Zentralorgan« (Attila
von Wieder) noch eifrig studiert. Dann aber gab es Gründe, den öffentlichen
Vertrieb der »wichtigsten Zeitschrift seit 1973« (W. Koslowski)
einzustellen und nur noch den bekannten Untergrundvertriebsweg zu nehmen,
denn »es gibt eine Zeit zum Handeln und eine zum Handeln, und die
eine bringt Geld und die andere bringt Ruhm und das Geld dann später«
(derselbe). Schon weil auf dem Untergrundvertriebsweg keine Aborechnungen
eingetrieben und keine Unkostenbeiträge erhoben werden können,
ist die dort betriebene Auflage klein und kommt kaum über eine Ziffer
von etwa 4 bis 5 hinaus. Auf diese Weise blühten die letzten 12 Ausgaben
des Boten eher im Verborgenen. Nach Diktat verreist ____________ 1
Folgende Episode könnte unter der Überschrift Wenn ein
Gewaltiger mal austreten muß stehen. Koslowski nämlich
ließ keine Zeit ungenutzt verstreichen. Koslowski, den in Sachen
Weisheit und Charakter von Sokrates wenig mehr als das bessere Aussehen
unterschied, wußte, daß nicht einmal er in sämtlichen
Details wissen konnte, was genau alles geschehen wird. Und in weiser Voraussicht
genau dessen, setzte er sich einem extrem abhärtenden Training aus.
Unter dem Einfluß von Brause und Holsten dehnte Koslowski die Grenzen
unglaublicher Belastbarkeit seiner Vesica urinalis immer weiter, sah eines
Tages sich aber doch — entgegen seiner Überzeugung —
gezwungen (Ich bin gegen Zwang / Sollen andere zwingen / O verfluchter
Drang / der mich zwingt zu Dingen — W. Koslowski. Aus den in
Vorbereitung zu einem Sonderdruck befindlichen Motti zu den Nachtgesängen
zur Beförderung der Aufhebung roher Naturgewalt), dem Ruf
der Natur, wie Koslowski, der nicht prüde war und nicht allein
pikante Sachverhalte gern und oft bei ihren Namen zu rufen pflegte (war
er doch, s.o., ganz Mann der Kunst, alleseinkleidender Sonette und nichtsbeschönigender
Triptychen — außerdem litt er, eine Folge salomonischen Alters,
an einer milden Form der Inkontinenz), zu folgen. Koslowski also trat
aus dem Hinterzimmer, und dieweil er den Verkaufsraum auf dem Weg zum
Ort, wo auch ich allein bin (W. Koslowski. Ein Ort, an dem Er
ist, ist nie ein ›Örtchen‹, und auch ist es nie still
— pflichtete Richard Knospe bei), querte, öffnete sich die
Ladentür und begehrte unversehens ein ausländischer Mitbürger
heftig einen Knauf für die Knüppelschaltung des Golf-Rabbit
GTI. Für solche Fälle verfügte der Irische Frühling
über einen ausgeklügelten Plan und Attila von Wieder. Der hatte
sich die Woche zuvor noch für das Große Stuben- und Revierreinigen
eingeteilt und war nun turnusgemäß Dienstleister von Koslowski-Autozubehör
Unltd. Gewohnt zu befehlen, bediente er (Golf, da kenn ich mich
aus), reagierte schnell und fingerte einen Golfball aus der Jacke
(Hier, nimm den, arabischer Kamerad, paßt irgendwie, oder ?)
und gab so Koslowski die Minuten, geistesgegenwärtig zu reagieren.
Was Koslowski auch tat. Denn er setzte nicht den Gang aufs Klo fort, sondern
verschleierte vielmehr seine Zugehörigkeit zum Laden, indem er ihn
verließ und auf der Straße, wild gestikulierend auf die Drogerie
gegenüber weisend, die Worte sprach : Bin im Laden. Kurze
Zeit später formierten sich in Kenia die ersten Truppen des saudischen
Multimillionärs Osama bin Laden weiter
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