SALMOXIS-STÄDTEFÜHRER

DELMENHORST

durchreist, erlitten und beträumt von MARTIN JORDAN

Delmenhorst ist eine ziemlich kleine Stadt zwischen Bremen und Oldenburg. Sie liegt aber näher an Bremen als an Oldenburg.
Wenn man nach Delmenhorst will, muß man hinter Huchting durch einige Wiesen fahren. Dann ist man da.

Delmenhorst hat einige Einwohner. Diese gehen um 22 Uhr zu Bett, wenn sie nicht gerade losgehen, um Straftaten zu begehen.
In Delmenhorst werden nämlich überaus viele Straftaten begangen.
Delmenhorst ist nicht sehr berühmt. Es haben da nie berühmte Leute gewohnt und zur Zeit leben auch keine dort. Und wie es aussieht, werden wohl so bald auch keine hinziehen.

Delmenhorst hat keine Sehenswürdigkeiten.

Delmenhorst hat eine Vorstadt. Sie heißt Adelheide. Dort gibt es Soldaten.

Delmenhorst hat eine Fußballmannschaft. Atlas Delmenhorst. Atlas Delmenhorst hat niemals Erfolg gehabt.

Um Delmenhorst ranken sich keine Sagen und keine Märchen. Kein Schriftsteller hat je in dieser Stadt auch nur übernachtet, geschweige denn eine Zeile über sie geschrieben.

In Delmenhorst gab es früher einige Fabriken. Auch das ist nun vorbei. Es gibt viele Arbeitslose.

Menschen, die in Delmenhorst wohnen, sind apathisch und kleiden sich zumeist in gedeckten Farben. Sie reden nicht viel, sondern betrinken sich, handeln mit Gebrauchtwagen, sehen sich emotionslos eines der Spiele von Atlas Delmenhorst an, gehen früh schlafen oder überlegen, wie und wo sie ihre nächste Straftat begehen können.

In Delmenhorst gibt es nur vierspurige Straßen und Einkaufspassagen, in denen nie jemand einkauft. Sonst nichts. Auch kein Stadtzentrum.

Delmenhorst ist ein trauriger, seltsamer Ort.

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