Aus den Dunkelkammern künstlerischer Wahnideen —

»Nur nicht festlegen : weitermachen«
oder
»Der erste Eindruck ist ausschlaggebend«
oder
»Scheinbar sinnlose Wortkombinationen«

Druckwerk — Haut der Stadt
Internationales Druckgraphik-Symposion 1992 Bremen
Konzeptvorschläge der beteiligten Künstlerinnen und Künstler
(Kurzfassungen)

Josep Dardañà Alsina, Barcelona

Räume in der quadratischen Körpergröße des Künstlers werden gefunden und mit Zeichen, Buchstaben und dem Alltäglichen entnommenen Gegenständen verändert. Hierbei werden auch Luftaufnahmen der Stadt Bremen sowie Röntgenbilder verwendet. Das Werk dient als räumlicher Vermittler zwischen Körper und Stadt.

Melissa Arnison-Newgass, Glasgow : weather forcasts + telegram

Der »Wetterbericht« wird an mehreren Tagen unter jeweils verschiedenen Rubriken einer Tageszeitung abgedruckt. Das »Telegramm« erscheint einmalig.

Pidder Auberger, Düsseldorf

Großfotos an Litfaßsäulen und Plakatwänden.

Carola Beismann, Udo Steinmann, Bremen : Kaltnadelbahn

Von einer Straßenbahn wird der Lack abgeschliffen, anschließend das Verkehrsmittelnetz per Kaltnadel auf das freigelegte Metall radiert.

Susanne Bollenhagen, Bremen : Steine auf Wänden

Ornamentverzierte Steine historischer Gebäude Bremens auf glatte, graue und weiße Außenwände projiziert. Nach dem Verschwinden des Tageslichts erscheint eine monumentale, aber flüchtige Vision.

Marion Bösen, Bremen

1. Schatzinseln
Plattgefahrene Getränkedosen werden als »readymades« vom Straßenrand gesammelt und als Teppich auf Verkehrsinseln gelegt.

2. Pfeile
Richtungspfeile werden von Straßen abgedruckt und in verändertem Zusammenhang präsentiert.

Susan Brind, Jim Harold, Reading (England)

Videoinstallation im Schaufenster. Das gedruckte Wort (Buch) wird durch Video neu belebt.

Pavel Büchler, Cambridge (England)

1. Hier ruhen 1000 Tote
Der Satz »Hier ruhen 1000 Tote« erscheint zeitgleich in einer lokalen Tageszeitung, an einer Plakatwand, als auch auf einer Mauerfläche oder einem Bürgersteig eingeprägt.

2. peoples choice
Angestellte in einem öffentlichen Gebäude, Mitarbeiter einer Firma oder Mitglieder einer Familie wählen nach ihrem Geschmack Tapetenstücke, mit denen eine Wand im Gebäude tapeziert wird.

3. city chambers
Leerstehende Räume werden als Ausstellungsfläche genutzt. Die Spuren früherer Bewohner sind Bild und Ausstellungsobjekt.

Jürgen Drews, Bremen : ... und hatte blaue Augen

Ein »drittes Gesicht« soll durch die Zusammenführung von Drucken und S8-Filmen geschaffen werden.

Angelo Evelyn, Bremen : Designer-Viren

Druckgrafische Informationen werden in der Werkstatt untersucht und bearbeitet. Das Publikum sieht das Ergebnis, wird angesteckt durch die künstlerischen »Viren«, trägt sie in die Außenwelt und verbreitet sie.

Stephen Faulkner, London : membrangeschichte

Bilder und Texte aus dem Stadtleben als Kollage auf Werbeflächen am Bus und an Haltestellen.

Hermann Flint, Berlin : Piktogramme

Piktogramme auf Acrylglas und auf Folie werden in der Bremer Innenstadt installiert. Die Auswahl der Motive wird vor Ort bestimmt.

Alan Frame, Glasgow : headlines

Es wird mit den Überschriften aus der Tageszeitung gearbeitet. Sie sind thematischer Ausgangspunkt und werden mit Silhouetten von Menschen auf der Straße bedruckt. Auf Plakatwänden werden sie eben diesen Menschen auf stark frequentierten öffentlichen Plätzen gegenübergestellt.

Gunther Gerlach, Bremen : towntattoo

An ausgesuchten Stellen Zeichen in Mauern und Wegen mit schwarzer Farbe überziehen und sofort abdrucken.

Marc Haverkort, Rotterdam : on decoration

Ein Tableau, bestehend aus Fliesen, auf der Außenwand eines Gebäudes. Einige der Fliesen sind bedrückt und derart arrangiert, daß sie die Worte ON DECORATION bilden.

Loraine Heil, Berlin : Kleider machen Leute

Die Kleidung (als zweite Haut des Menschen) dient als Druckstock. Der erste Eindruck ist ausschlaggebend.

Ellen Heinemann, Bremen

Das wiederkehrende Motiv Handabdruck als simpelste Form von Stempeldruck.

Marikke Heinz-Hoek, Bremen : errors

Transparente aus Computerstörungsausdrucken über Straßenzügen zwischen Häuserblöcken.

Jens Heise, London

Zeichen und Zeichenkombinationen auf Parkplätzen, Straßen und Wegen, die in ihrer Aussage Verbindungen zu anderen Bereichen des täglichen Lebens schaffen und das bestehende Straßenbild anekdotisch bereichern.

Dagmar Hess, Bremen : Zu Erde

Performance mit Kopfsteinpflasterstampfer und Obst, Fleisch, Saatgut.

Liorah Hoek, Rotterdam : introducing the only actress

Rauminstallation, die sich inhaltlich mit Jugenderinnerungen und Theater auseinandersetzt.

Bogdan Hoffmann, Bremen

1. 4 Frottagen einer Bodenplastik (Windrose an der Martinistraße) als Fahnen aufgehängt.

2. 4 Frottagen (jeweils 5m) von und an den Geländern der 4 Bremer Weserbrücken.

Constantin Jaxy, Bremen : Spurenelemente

Vorgefundene Gegenstände von Fußwegen, Straßen, aus Hafen und Stadtbereich abdrucken und zu neuen Zeichen zusammensetzen.

Kurt Johanessen, Bergen (Norwegen)

(Konzept steht noch nicht fest)

Michael Lapuks, Bremen : Flugblatt

Gedruckte Eichenblätter fallen vom Himmel auf die »Haut der Stadt«. Ein Rundkurs mit einem Flieger über der bremer Innenstadt bestimmt die »Grüne Zone«.

Maggie Luitjens, Andreas Braun, Bremen

Die »Haut der Stadt« (Gebäudestruktur) als gedrucktes Abbild wird überzogen mit einer »Überhaut« aus Zeichen, Formfragmenten und Symbolen und auf der gegenüberliegenden Seite der abgebildeten Struktur angebracht.

Albert Markert, Osnabrück : temporäre tatoos

Sitzbänke aus Holzschnittplatten, die sich auf der Haut des Bankbenutzers abdrucken. Teile des Bildes bleiben als zeitliches Bild auf der Haut des Sitzers.

Michel Naismith, Sheffield : dance to remember - dance to forget

Im Umfeld von Hauptgeschäftsstraßen werden 3 Plakatwände aufgestellt. Gezeigt werden lebensgroße, bearbeitete und verfremdete Selbstporträts der Künstlerin in einem magischen Tanz. Es wird mit dem Frauenbild und der Sprache der Werbung gearbeitet.

Jürgen Olbrich, Kassel : Experten/Treffen

Offene Arbeitssituation in einem Raum über einen Zeitraum von 14 Tagen mit 7 Experten, die mit technischen Vervielfältigungsgeräten sowohl eine gemeinsame Arbeit als auch eine Edition mit individuellen Arbeiten schaffen.

Gianni Piacentini, Rom

1. post-auratic time
Umriß der Frisuren von Menschen, die zusammenleben oder -arbeiten auf Metallplatten graviert und in dem jeweiligen Gebäude installiert.

2. each page is a diptich
Ein »perfektes« Gesicht wird hergestellt, indem 2 transparente Fotokopien mit der Vorderseite aufeinander gelegt werden. das so entstandene Bild wird gedruckt und in Leuchtkästen ausgestellt.

Ulrike Reiners + Støe, Bremen : o.T.

Sich ständig verändernde Projektionen auf beidseitig bedruckter Silofolie.

Anja Robert, Oliver Kern, Anton Friedel, Ulf Meier, Bremen : Parasit

Plakatfetzen, Tüten, Fundstücke, Bruchstücke bilden eine Druckvorlage und werden verändert weiterverarbeitet.

Martina Schall, Bremen : Fingerstreich

1. Installation von vergrößerten Daumenabdrücken auf Plexiglas. Der Standortwechsel des Betrachters ergibt den »Fingerstreich«.

2. Eine Tapetenwand aus vergrößerten Daumenabdrücken.

Edgar Schmitz, Dortmund

Frottagen von Fragmenten, Oberflächenfetzen, Ornamenten, Mustern, Strukturen zu einem Bild komponieren und in den Außenraum hängen.

Norbert Schwontkowski, Bremen

Nur nicht festlegen : weitermachen. Keine Spur kann ohne Druck erzeugt werden.

Niels Staal, Amsterdam : Das gute Brot

Jeden Morgen soll zusammen mit dem frischen Brot auch frische Kunst (in Form von Verpackung) ins Haus kommen.

Michaele Steeger, Bremen : Karawane

Karawane von Linolschnitten an Straßenbahnhaltestellen.

Frank Ströpken, Bremen : feed the word

Schrifttafeln mit scheinbar sinnlosen Wortkombinationen werden an diversen öffentlich zugänglichen Orten angebracht. Anliegen der Arbeit ist festzustellen, wie das Wort durch den Raum verändert bzw. wiedergeboren wird.

Anna Wolpert, Tom Koesel, Köln : Händedruck

Bevor sich die am »Druckwerk« teilnehmenden Künstler begrüßen, nehmen sie etwas Salzteig in die Hand und lassen dann per »Händedruck« plastische Abformungen entstehen. Das shake-hands wird mit der Sofortbildkamera festgehalten. Abdruck und Foto werden anschließend auf einem vorgegebenen Feld eingeordnet.


Begleitprojekte :

Jens Peter Fuhse, Bremen
Aufführung/Improvisation für Druckmaschine, Musiker und Diaprojektion.

»Pictor« Künstlerzeitung, Bremen
4. Ausgabe zum Thema »Haut der Stadt«

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