Abenteuer der hlg. Jgfr. Maria
1825 tradiert von
Honoré de Balzac im
Gesetzbuch für anständige
Menschen § 9
Hören
Sie die Meinung Friedrichs des Großen über einen Einbruchdiebstahl,
der in unseren Tagen die Anwendung eines neuen Gesetzes nach sich gezogen
hätte, das bei seiner Bekanntgabe durch seine grausame Härte
lebhafte Unruhe hervorgerufen hat.
Ein Soldat raubte einem Marienbild die schönen
Diamanten, die ihm daran aufgefallen waren. Nach der Festnahme wurde er
zum Tode verurteilt. Er bittet um die Gnade, mit dem König sprechen
zu dürfen, und man gewährt sie ihm.
»Majestät«, sagt er, »die
Katholiken geben doch zu, daß die Muttergottes Wunder vollbringen
kann, und das ist wahr, denn beim Betreten der Kirche gab mir Unsere Liebe
Frau ein Zeichen. Ich ging also auf sie zu. Darauf sagte sie mir, ich
sollte ihre Diamanten nehmen, weil ich ein guter Soldat wäre und
mich in Not befände.«
Friedrich II. ließ Theologen kommen,
um festzustellen, ob die Muttergottes die Fähigkeit besäße,
Wunder zu vollbringen. Da sie diese Frage bejahten, gewährte er dem
Soldaten volle Begnadigung. Aber ein Tagesbefehl schärfte seinen
Truppen unter Androhung der Todesstrafe ein, niemals etwas von der Muttergottes
oder den anderen Heiligen anzunehmen.
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