Sven Regener

 

 

Ganz leicht

Leichen im Keller, Beton im Gemüt
Und viel zu lang schon allein
Beim Essen ein Schwein, beim Trinken ein Loch ohne Grund
Und auch dich hab ich bisher nur selten verstanden
Ganz leicht, ganz leicht wird es nicht

Ein Knick in der Optik, ein Kratzen im Hals
Und viel zu ängstlich mit dir
Jeder Blick ein Versuch, jedes Wort ein Tonnengewicht
Ein paar Tage sind´s erst, daß wir beide uns fanden
Ganz leicht, ganz leicht wird es nicht.

Und dennoch, was soll´s
Und dennoch, was soll´s
Und dennoch, was soll´s
Warum was beschreien
Ich weiß noch genau, wie wir beide vor Sehnsucht verbrannten
Ganz leicht, ganz leicht muß es nicht sein

Denn die Uhr kann ich lesen und Fahrpläne auch
Ich weiß, wie man Betten zerwühlt
Und beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert
Und selbst dich hab ich schon manchmal verstanden
Ganz doof, ganz doof bin ich nicht

***

 

 

 

 

Mein dein Tag

Eine Ente aus weißer Watte
Hat am Himmel festgemacht
Wir warten, daß sie weiterzieht
Und wieder ist ein Stündchen rumgebracht
Wer sich zuerst bewegt
Macht die nächste Runde klar
Mein dein Tag

Ein alter Hundertmarkschein
Hat sich aus dem Staub gemacht
Wir warten, daß er wiederkommt
Und wieder ist ein Stündchen rumgebracht
Wer sich zuerst bewegt
Macht die nächste Runde klar
Mein dein Tag
Ein unschlagbarer Lieblingsfeind
Baut sich vor uns auf und lacht
Wir warten, daß es witzig wird
Und wieder ist ein Stündchen rumgebracht
Wer sich zuerst bewegt
Schenkt ihm eine Mark
Mein dein Tag

Eine Ente aus weißer Watte
Hat sich in ein Schaf verliebt
Der Wind hat daraus einen Hund gemacht
Und wieder ist ein schwerer Tag vollbracht
Wer sich zuerst bewegt
Macht die ganze Rechnung klar
Mein dein Tag

***

Im vorigen Jahr

Ein Eiertanz, immer linksherum
Ein halbwegs Erwachsener stellt sich dumm
Am Ententeich, im Frühling, im vorigen Jahr
Ein altes Stück Brot und Krankenschein
Mehr brauchte es nicht um dabeizusein
Am Ententeich, im Frühling, im vorigen Jahr
Wenn unsere Blicke sich zufällig trafen
Dann hast du gelächelt, und ich war peinlich berührt
Denn täglich hab ich dich dort ausspioniert
Und du mich an der ganz langen Leine geführt
Am Ententeich, im Frühling im vorigen Jahr

Hundepaddeln im Kindergewühl
Ein halbwegs Erwachsener gibt sich kühl
Im Mehrzweckbecken, im Sommer, im vorigen Jahr
Ein kleines Stück Stoff und ein Freischwimmerschein
Mehr brauchte es nicht um dabeizusein
Im Mehrzweckbecken, im Sommer im vorigen Jahr.
Wenn unsere Blicke sich zufällig trafen
dann hast du gelächelt und ich war peinlich berührt
Denn täglich hab ich dich dort ausspioniert
Und du mich an der ganz langen Leine geführt
Im Mehrzweckbecken, im Sommer, im vorigen Jahr

Du machst mich kalt, und ich seif dich ein
Zwei halbwegs Erwachsene machen sich klein
Bei der Schneeballschlacht, im Winter, im vorigen Jahr
Unsinn im Kopf und ein Waffenschein
Mehr brauchte es nicht um dabeizusein
Bei der Schneeballschlacht, im Winter, im vorigen Jahr
Wenn kalte Bälle mich zufällig trafen
Dann hab ich gelächelt und du warst peinlich berührt
Denn Schmerzen habe ich zurecht verspürt
Gefährlich lebt der, der spioniert
Bei der Schneeballschlacht, im Winter, im vorigen Jahr

***

An einem Sonntag im April

Eine Rennbahn, halb im Schlamm versunken
Ein alter Hase, vom Verlieren betrunken
Ein blödes Wort von der Seite
Ein Gesicht, das davontreibt im Gewühl

Ein Sprecher, der den falschen Sieg verkündet
Ein alter Hase, der im Bau verschwindet
Ein Wiedersehen mit einem Freund
Der einen Spruch und eine Schulter klopfen will

An einem Sonntag im April

Ein Favorit will seinen Sturz begreifen
Ein alter Hase läßt die Blicke schweifen
Ein blödes Wort von der Seite
Ein Gesicht, das wieder auftaucht im Gewühl

An einem Sonntag im April

Der Wind, der immer neuen Regen brachte
Ein alter Hase, der verlegen lachte
Und ein Gefühl der Befreiung
Als ich dir hoffnungslos verfiel

An einem Sonntag im April

***